Dienstag, 12. Januar 2016

Endlich Falafel! Die Geschichte zweier Ägyptenurlaube und eine kleine und eine etwas größere Frollein Ü!

Zum ersten mal in meinem Leben war ich 1976 mit 6 Jahren in Ägypten. Meine Eltern, nein, wohl eher meine wilde Mutter, hatten sich überlegt, anläßlich ihrer goldenen Hochzeit mit der gesamten Familie dorthin einen großen, lustigen Ausflug zu machen. Ich erinnere mich noch sehr genau an diese Reise und sie hat mich mein ganzes Leben durch vieleviele Träume begleitet. Die Pyramiden auf denen ich mit meinem Bruder herumkletterte, der aufregende Grusel im Grabesinneren, die Sphynx, Kamel- und Eselreiten mit meiner Schwester, meine ersten Eindrücke von einer echten Wüste, die Menschen. Verreisen war schon damals unfassbar großartig für mich. Generell und allemein. Und auch völlig überwältigend.

Nur eins, das fand ich damals in Ägypten ganz und gar nicht großartig. DAS ESSEN. Diese Gewürze, die Gerüche, all das haben mich als Kind überfordert, nein ich will regelrecht sagen fertig gemacht, weil es so ganz und gar nicht das war, was ich aus Europa kannte. Ich habe irgendwann schlichtweg die Nahrung verweigert. War aber nicht schlimm, kleine Kinder sind ja robust und trockenes Brot gibts doch überall. Außerdem wär ich dann ja jetzt nicht hier, wenns so schlimm gewesen wäre. Und die Stewardessen auf dem Rückflug haben sich wie doll gefreut, als sie guten Gewissens der Illusion erliegen durften, wenigstens einem Passagier schmecke die Hühnerfrikasseematsche aus der Bordküche. Aber gut.

Hat mich alles jedenfalls nicht abgehalten noch mal nach Ägypten zu fliegen. Das war 1994 und ich dann schon ein wenig älter, genauer gesagt 24.Wobei. Genauer betrachtet war ich da auch noch jung. Zumindest verglichen mit heute ;-D. Zu dem Zeitpunkt war ich nahrungstechnisch schon deutlich unerschrockener, lernte, dass man Okraschoten nicht einfach so in die Soße schmeißen darf, weil das eine elendige Schleimgrütze ersten Grades gibt und begrüßte meinen ersten FALAFEL! Herrje und was war das direkt für eine Liebe! Ich glaube in diesem Urlaub aß ich mich bewußtlos an den kleinen Klöpschen, außen knusprig innen würzig und einfach hmmmmm. Und ich schwor mir, dass ich die zuhause unbedingt auch mal kochen muß. Und blitzschnell durch die Tür wie ich nunmal so bin, hat das bloß schlappe lichtgeschwindigkeitsverdächtige 21 Jahre gedauert ;-D. Nadawärenweralsoendlich.



Kairo 1976
Kairo 1976
Kairo, Gizeh 1976

Meine Falafael sind nicht nach der klassischen Art. Sie sind durch die enthaltenen Zucchini deutlich flockiger als die üblichen. Ich mag das ja ;-).


Zubereitung:

1. Zuerst eine Zwiebel sehr klein schneiden. Diese dann in einer Pfanne zusammen mit einem Eßl Öl, Knoblauch, Kreuzkümmel, Ras el Hanout und Piment leicht anrösten.

2. Dann in einem Topf die Milch zum Kochen bringen und das Kichererbsenmehl langsam einrühren, dass sich keine Klümpchen bilden. 3 Eßl Olivenöl dazu geben, salzen, pfeffern und 5 Minuten leicht köcheln lassen, bis sich ein klumpiger Teig bildet. Teig abkühlen lassen.

3. Jetzt die Zucchini vom Kerngehäuse befreien und klein reiben. Etwas warten und soviel Flüssigkeit wie möglich aus den Raspeln herausdrücken.

4. Nun die Gewürzzwiebeln (also die mit den Gewürzen angerösteten Zwiebel! Albert das ist für dich!), die ausgedrückten Zucchiniraspeln, den Kichererbsenteig, GEhackte Petersilie und den Zitronensaft gut miteinander verkneten, gut salzen und pfeffern und mit bemehlten (Kichererbsenmehl!) Händen kleine Klößchen darauf formen. Die Klößchen dann für ein paar Stunden, am besten über Nacht in den Kühlschrank geben, dort werden sie fester.

5. Jetzt schmeißt ihr die Fritteuse an oder setzt einen Topf mit Öl auf und frittiert die Klößchen frei schwimmend etwa 3-4 Minuten, bis sie schön goldbraun und knusprig sind. Die Falalfel nach dem Frittieren zum Abtropfen auf ein Küchenkrepp legen.

Tip: Für eine stückigere Konsistenz kann man noch etwa 3-4 Eßl gehackte und gekochte Kichererbsen unter den Teig mischen.



Tal der Könige, Luxor 1994

























Bei mir gabs zu den Falafel Salat. Gemischt mit ein paar Sprossen oben drüber und einer Soße aus Joghurt, Zitronensaft und Olivenöl, abgeschmeckt mit Pfeffer Salz und Zucker.

Kairo, Gizeh 1976
Das seltene Vielhöckerkamel 1976, wurde danach nie wieder gesichtet

Das allerschönste an den Falafeln war aber, dass ich mal wieder ausgiebigst in den Fotoalben meiner Mutter wühlen konnte. Bei der Gelegenheit machte ich die mir völlig unbekannte Entdeckung, dass meine Tante, Schwester meines Vaters, ja hammermäßig fotografieren konnte. Das wußte ich ja noch gar nicht! Alle schwarzweiß Bilder sind von ihr und ich muss sagen, ich bin echt beeindruckt. Toll, wie sie die Atmosphäre eingefangen hat. So langsam wird mir dann auch klar, aus welcher familiären Ecke meine Leidenschaft fürs Knipsen herrührt. Hab ich als Kleini wahrscheinlich alles unbewußt aufgesaugt ;-). Schade, dass ich ihr das nicht mehr selber sagen kann......so ist das halt.


Kairo 1976
Find it out: Okra! 1994

Zur Sache mit den Okra nur kurz. Mister Ü lieeeebliebtliebt Okra. Immer schon. Und so nahm ich mir als treue Freundin schon vor Jahren vor, sie ihm einfach mal zuhause in der von ihm gewünschten Variante, in einer Art Gulasch, zu kochen. Wir importierten dann allen Ernstes unter großem Palaver selbst erhandelte Okra vom lokalen Outdoormarkt aus diesem Ägyptenurlaub (oben seht ihr mich bei der Säuberung bevor ich sie in den Koffer packte.....ich wollte ja nicht irgendwelches Getiers nachher noch mitbringen.....da hört man ja gelegentlich die schlimmsten Storys!) und zuhause produzierte ich dann so aus der Hüfte geschossen einfach mal irgendeine Soße dazu. So ganz so schlecht im Kochen war ich schon damals nicht, aber fremde Lebensmittel mit tückischen Eigenschaften zu verarbeiten ist immer risky. Tante Google war damals ja noch nicht soooo präsent. Was dann passierte ist am besten vom Endergebnis her mit Alienschleim beschrieben. Ich hab mich selten so geekelt und alles landete in der Tonne. Also. Trauschau bei der Zubereitung von Okra....wer mag liest dazu mal HIER.






Kairo 1976
Kairo 1976



Verspätete Grüße nach Ägypten, dem Land meiner Entdeckung!















Rezept von Magentranzerl


EINKAUFSLISTE:

(für ca. 30 Stück)
4 EL Olivenöl
1 Zwiebel
2 Knoblauchzehen
2 TL Kreuzkümmel, gemahlen
1/4 TL Piment, gemahlen
1/4 TL Koriander, gemahlen 
1/4 TL Ras el Hanout
2 EL Petersilie
220 ml Milch
100 gr. Kichererbsenmehl
Salz, Pfeffer aus der Mühle
3-4 kleinen Zucchini (geraspelt + ausgepresst 320g)
3 EL Zitronensaft
neutrales Öl zum Fritieren

Optional:3-4 Eßl Kichererbsen gekocht und gehackt

Beilagensalat:

Salat und Sprossen
Joghurt, Zitronensaft, Olivenöl, Salz,Zucker, Pfeffer




10 Kommentare:

  1. Guten Morgen liebe Anne....wollte schon bei den ersten Bildern schreiben: deine Mum hat ja damals auch schon so tolle Fotos gemacht..ne, es war deine Tante und wirklich alle Daumen hoch dafür. Einfach nur klasse soviele schöne Urlaubserinnerungen zu besitzen. Habe ich leider nicht, wobei es wenigstens noch Kinderalben von mir gibt, aber im Urlaub wurde nie fotografiert. Toll dich auf deinen Erinnerungen begleiten zu können, auch die Story mit den Okras wo ich lachen musste. Wäre mir früher bestimmt auch passiert und ich bin überzeugt es könnte auch heute noch einigen Menschen passieren.

    Deine Flafel schauen superlecker aus, wüsste nicht dass ich die schon mal gegessen haben, aber das könnte man durch dein tolles Rezept mal testen. Werde ich bestimmt machen.

    Dir noch nen tollen Tag und liebe Grüsse

    N☼va

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    1. Das ist aber schade mit den wenigen Kinderbildern, aber ich glaube das war einfach früher einfach so, nicht wahr? Heute erstickt man ja eher in der Bilderflut. Das ist auch wieder verrückt. Meine Kinder können ihre komplette Kindheit wahrscheinlich als Fotofilm ablaufen lassen ;-D. Na und weil so viele sind, guckt man sich dann vermutlich überhaupt keins mehr an ;-(.

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  2. Wundervoller Bericht. In '76 war ich noch kaum 1 Jahre alt. :-) Toll sind die alten Bilder und lustig dein Zeichnung. Ich habe falafel noch nie probiert. Mir ist dieses Wort immer sehr lustig, weil in Ungarischen gibt es den Verb "felfal" und es bedeutet irgendwas schnell auffressen. Und falafel ist doch umgekhert dieses Wort, so denke ich immer, diese Kügelchen machen eine Selbstwerbung und heißen "fress mich auf" :-) .
    Okra habe ich in Grichenland gegessen, aber ich war nicht so besonders begeistert davon. In Ägypten war ich noch nie, und werde ich wahrscheinlich auch nie sein, da wir zu dem Land zu viel Ängste haben.
    Liebe Grüße

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    1. Du junger Hüpfer du ;-)! Haha und ich mußte Lachen, typisch Flögi......die Falafel heißen ab heute bei mir "Fressmichauf"s!

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  3. OMG!! ♥ Quietsch und Kreisch. Wie geil ist das denn bitte? Die alten Fotos sind der Hammer. Sowohl die schwarz-weiß Fotos Deiner Tante als auch die Bilder von Dir. Die kleine Anne sieht haargenau aus wie der kleine E. und die große Anne ist das Ebenbild vom großen J.!! Schärie, warum hab ich Dich nicht schon 1994 getroffen? Wir wären zusammen total offline und oldschool mit dem Rucksack um die Welt gezogen :). Und das Deine Mama diese Zeichnung noch hat. Sooo cool. Ich heb ja auch brav jedes Gekritzel der Jungs auf. Wie man sieht lohnt es sich. Und Falafel werden hier auch schwer geliebt. Sieht köstlich aus. Knutscher, Nadine

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    1. Das wärs gewesen Schatzi! Wir zwei durch die Welt! Na wenigstens waren wir schonmal in Flandern zusammen! Ich finds ja zum Piepen, dass du meine Jungs in den Bildern wiedererkennst ;-D.....ich seh da nix. Ist doch immer so!

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  4. Ich schließe mich hier gerne an! Die Fotos sind einfach ganz wundervoll. Auch deine Liebe zu Falafeln kann ich voll und ganz nachvollziehen. Diese kleinen runden Dinger gehören zu meinen liebsten Gerichten. Die Zucchini-Variante hört sich sehr interessant an und ich werde diese mal ausprobieren.

    viele liebe Grüße
    Rebecca

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    1. Ja bitte probier die mal aus! Sie sind viel fluffiger als die Kanonenkugeln, die man sonst so teilweise als Falafel bekommt! Das ist toll!

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  5. Ägypten......irgendwann komm ich da auch nochmal hin, und wenns auf allen Vieren ist. Die Bilder.... Hammer und das klitzekleine Frollein Ü zum knutschen! Dein Vierhöcker-Kamel find ich ja mal Klasse, praktisch gedacht würd ich sagen, schliesslich muss ja die ganze Famile draufpassen. Und was Deine Falafel angehen... die werden demnächst ausprobiert, auch wenn ich so garkeinen Vergleich habe, wie sie original schmecken. LG

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    1. Flieg lieber, auf allen Vieren ist nicht gut. Das kann auch die schlimmste Flugangst nicht rechtfertigen ;-D! Oder mach ne Kreuzfahrt hin! Das ist bestimmt auch super! Diese Pyramiden! Die musst du gesehen haben! Und vielleichtvielleicht findest du ja doch noch ein Vielhöckerkamel für deine ja ebenfalls nicht gerade kleine Familie! Wann war nochmal Goldene Hochzeit bei euch ;-D???? Ach das geht auch zur grünen Hochzeit!

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